Donnerstag, 25. April 2013

Kennen Sie Siletti?

Zurück zum Bewährten könnte die neue Erkenntnis beim Lippenaufbau sein. Nichts bereitet dem Fachmann mehr Kopfzerbrechen und führt in den Klatschspalten zu mehr Kontroversen als die Lippenvergrößerung. Nicht resorbierbares Material hat in der Lippe eine außergewöhnlich hohe Rate an Granulombildung auf lange Sicht . Man kennt die Fälle von Entstellungen aus den Gazetten und von den Kongressen.  Chiara Ohoven war mit ein Grund für die Gründung der Koalition gegen den Schönheitswahn. Resorbierbare Implantate (Filler) verschwinden aus den Lippenweichteilen im Handumdrehen. Die schmerzhafte Prozedur der Implantation  muss zu oft wiederholt werden. Ein dauerhaftes Implantat ist gefragt, welches einfach in LA implantiert und ebenso einfach wieder entfernt werden kann. Man erinnert sich an GoreTex  Nudeln nach Art der Maccaroni für die Lippe. Es war der Schritt in die richtige Richtung. Bleiben wir einfach bei italienischen Teigwaren. Wie wär´s mit Spaghetti aus Silikonelastomer bzw. Silikongummi: Nennen wir sie doch Siletti: drehrunde Fäden aus eben diesem hervorragend verträglichen, stabilen Biomaterial. Silikonelastomer ist bekannt aus der Herzschrittmacher-Technik oder vom Hydrocephalus  shunt. Das Material erreicht Standzeiten im Bioorganismus von 40 Jahren und mehr. Siletti werden mit glatter Oberfläche hergestellt. Damit wachsen sie nicht im Gewebe fest.
Der Organismus hüllt den Faden mit einer feinen Bindegewebsmembrane ein, sodass ein Gleitkanal entsteht, ideal für die bewegte Lippe. Die Oberfläche des Silettifadens ist amphoter beschichtet. Das verhindert die Besiedlung mit Bakterien. Damit sind die Einheilungschancen bei Implantation über die Mundschleimhaut optimiert. Siletti werden einzeln oder als Bündel von 2 oder 3 Fäden mit Hilfe eines Trocars oder einer geeigneten Nadel intramuskulär in die Lippe eingezogen, schleimhautseitig von Mundwinkel zu Mundwinkel. Die einzelnen Fäden sollen sich dabei nicht berühren (keine „Bündelnagelung“ der Lippen).  Die Stichinzisionen in der Schleimhaut werden mit resorbierbarer Naht verschlossen. Nach der Operation können sich die Fäden beim Spitzen des Mundes sichtbar abzeichnen. Im Laufe von 3 bis 4 Wochen haben sie dann selbsthelfend die richtige Lage im Gewebe eingenommen. Sie bleiben immer tastbar. Das dient der Kontrolle. Mit Hilfe eines eingebauten Röntgenkontraststreifens können sie zusätzlich detektiert werden. Eine seltene Frühkomplikationen ist die Abstoßung. Selten persistiert die Sichtbarkeit der Silettifäden und zwingt dann zur Revision mit Entfernung und Neuimplantation. Das Siletti-Prinzip wurde in der Klinik am Sonnenberg in Wiesbaden in Zusammenarbeit mit dem schwedischen Silikonspezialisten ISTEMA entwickelt. Veranlassung war der Wunsch einer bekannten Fernsehmoderatorin nach volleren Lippen ohne die wiederkehrenden Qualen mit den Hyaluronsäureinjektionen. Der leitende Arzt der Plastischen Chirurgie, Herr Dr. Johannes Reinmüller, verfügt über 8 Jahre Erfahrung mit Siletti  und überblickt mehr als 100 Anwendungen in verschiedenen Bereichen, nicht nur Lippenaufbau. Die italienischen Fäden können auch verwendet werden zur Faltenunterlegung, Z.B. Nasolabialfalten oder quere Kinnfalten, zur elastischen Zügelung von Wangen und Schläfen bei Facialisparesen im Sinne eines Schläfenliftings. Auch hier erfolgt die Implantation minimal invasiv mit Hilfe von Nadeln oder Trokaren. Beim Schläfenlifting besteht sogar die Möglichkeit einer Nachstraffung der Fäden. Weitere Anwendungsmöglichkeiten  werden zur Zeit in Kooperation mit der Urologie und der Gynäkologie eruiert. Siletti ist als Medizinprodukt in Europa zertifiziert und als Markenname geschützt. Bon apetito.

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